Mittwoch, 30. März 2011

wandern, bötli fahren und strickende männer

jaa, der colca canyon war wirklich toll. einerseits recht streng und andererseits auch sehr gemütlich. das hinuntersteigen war für mich die anstrengenste sache. zum glück habe ich mir noch wanderstöcke gekauft - mein knie dankt mir dafür! der aufstieg war auch streng, aber weil wir noch im dunkeln losliefen, war es praktisch die ganze zeit angenehm kühl. und dank gleichmässigem langsamem tempo bin ich ohne grössere mühe gut oben angekommen. schön war ausserdem, dass wir jeweils am nachmittag pause hatten. in der oase war das voll cool, weil es da einen pool und hängematten gab. leider hat es dann aber irgendwann angefangen zu regnen. da ich als einzige kein buch dabei hatte, war mir zwischenzeitlich etwas langweilig. aber es waren auch sehr nette leute dabei, mit denen wir lange plaudern konnten.

am sonntag sind wir wieder nach puno gefahren. das war eine kleinere odyssee, weil wir schon am busterminal etwa eine stunde warteten, dann ist der bus noch mit einer stunde verspätung abgefahren und zwar extrem langsam, und nach zwei stunden hatte er dann eine panne, so dass wir nicht mehr damit weiterfahren konnten. deshalb mussten wir dann einen anderen bus anhalten, der uns mitnahm. der war zwar um einiges weniger bequem, aber dafür viel schneller. als wir dann endlich in puno ankamen, waren wir ziemlich geschafft...


die letzten beiden tage waren wir nun mit einer bootstour auf dem titicacasee. wir haben die uros besucht, die auf selbst gebauten schwimmenden inseln leben. die ganze sache war recht touristisch, aber auch interessant und schön. an so einer insel bauen die leute etwa ein jahr, darauf leben sie gut 10 jahre, insgesamt gibt es davon über 90. es ist recht lustig darauf zu laufen, weil es die ganze zeit knistert und man etwas einsinkt. ausserdem riecht es ziemlich stark nach dem schilf, aus dem die inseln gebaut sind.
dann sind wir noch auf zwei weitere inseln, amantani und taquile, die aber richtige inseln sind - nicht aus schilf. die fahrt im boot war sehr lange, weil das boot nur ganz langsam fährt. es hatte auch keinen richtigen bootsmotor, sondern einen automotor. aber irgendwann kamen wir dann doch ans ziel. zum glück hatte ich diesmal ein buch dabei!
auf amantani haben wir bei einer familie übernachtet. das war recht speziell, vor allem, weil die leute zuerst gar nicht auf uns vorbereitet gewesen sind. eigentlich hätten wir in einem anderen dorf übernachten sollen, weil aber so viele touristen unterwegs waren, gab es im anderen dorf keinen platz mehr. wir kamen erst um 3uhr an und eigentlich wäre dann das mittagessen bereit gewesen, aber weil wir überraschend kamen, mussten unsere gastfamilien zuerst noch kochen. bis es um vier was zu essen gegeben hat, waren wir schon fast verhungert. aber ansonsten war es recht nett. abends wurden wir mit der traditionelle tracht eingekleidet und es gab eine kleine party. war lustig. ihr werdet die fotos bei gelegenheit auf stephies homepage finden...
taquile ist auch eine ganz nette insel. dort ist es tradition, dass die männer stricken. ausserdem tragen ledige männer eine rot-weisse mütze und die verheirateten eine rote. so kann man schön erkennen, wer noch zu haben ist. auch sonst tragen die leute recht interessante kleidung. ganz breite gewobene stoffgürtel beispielsweise.

auf der tour haben wir auch einige sehr nette und lustige leute kennengelernt. morgen fahren wir nach cusco - dort werden wir voraussichtlich einige von unseren reisebekanntschaften wieder antreffen. da wir dort auch länger bleiben ist das ganz ok. der inkatrail ist erst für den 6.april gebucht. so haben wir genug zeit vorher noch die stadt und das heilige tal zu erkunden. und auch um uns noch etwas zu erholen - ausschlafen wäre wiedermal nicht schlecht!

morgen fahren wir mit einem super-luxus-touribus nach cusco. der macht unterwegs an diversen inka-ruinen und bei der so genannten "sixtinischen kapelle" halt. der bus war recht teuer, dafür ist mittagessen, wasser und so inbegriffen, und es hat (sehr wichtig!) ein wc, und der bus soll auch sonst sehr komfortabel sein. hoffen wir das beste!

Dienstag, 22. März 2011

reiche nonnen, chicha, kartoffeln und ein ausflug auf's dach

also...peru. ein schönes land. obwohl sehr ähnlich wie bolivien, gibt es doch einige feine unterschiede. zum einen scheinen die leute wieder offener zu sein. das essen ist anders und die souvenirs teilweise von besserer qualität. dafür sind die preise leider allgemein einiges höher.

seit gestern sind wir in arequipa, einer schönen stadt auf 2600m, mit sehr angenehmem klima. wir sind heute sogar in jupe und t-shirt rumgelaufen - unglaublich, nur schon im vergleich mit puno, wo man pullover und jacken anziehen musste!
viele der häuser in arequipas zentrum sind aus tuffstein erbaut, weshalb man sie die "weisse stadt" nennt. heute haben wir das dominikanerinnen-kloster santa catalina besucht. dieses ist eine kleine stadt in der stadt. bis vor vierzig jahren haben hier die nonnen völlig zurückgezogen gewohnt, ganz ähnlich wie in jenem kloster in potosi. nur ist dieses hier einfach riesig, es umfasst mehr als 2ha! und die nonnen haben in luxus gewohnt: jede hatte ein grosses zimmer inklusive küche, gekocht haben aber bedienstete. sie selbst hatten nur eine aufgabe: beten. das kloster ist sehr schön, mit vielen blumen und bildern, richtigen strassen, plätzen mit brunnen und zahlreichen kreuzgängen - alles rot, gelb oder blau bemalt. (leider habe ich mal an einer roten wand angelehnt...und musste anschliessend meine kleider waschen.)

die plaza de armas von arequipa ist mit abstand der schönste platz aller von uns besuchten städte. die riesige weisse kathedrale ist sowohl bei tageslicht, als auch nachts mit beleuchtung sehr eindrücklich.
heute abend waren wir in einem tollen restaurant essen, wo es "pre-inka" speisen gab. alles wurde in irdenen töpfen und mit holzlöffeln serviert. wir hatten so eintöpfe mit kartoffeln und alpaca-fleisch - mega gut. ausserdem habe ich chicha probiert, das mais-bier der inkas. allerdings hat es mir mit jedem schluck weniger geschmeckt. es ist so ähnlich wie essig mit honig - brrr! nach dem essen wurden wir (wahrscheinlich weil wir die einzigen gäste waren) noch aufs dach geführt, wo man eine super aussicht auf die kathedrale und den platz hat. ganz toll! habe natürlich viele fotos gemacht.

à propos kartoffeln: ihr glaubt nicht wie viele verschiedene kartoffelsorten man hier sieht! rote, gelbe, braune, weisse, violette, kleine, grosse, runde, lange, knorrige, frische, getrocknete, mehlige, usw. auf dem riesigen gemüsemarkt in puno gab es stände, wo eine frau etwa 20 verschiedene kartoffelsorten verkauft hat. anscheinend werden nur schon hier auf dem altiplano in bolivien und peru 2500 sorten angebaut. weltweit gibt es 5000.

morgen wollen wir noch ins museum, wo es wiedermal eine tolle gefrorene mumie haben soll. eigentlich wollten wir hier auch karsten treffen, den wir ja in ushuaia kennengelernt haben. er studiert hier ein jahr lang. allerdings ist noch nicht ganz klar, ob es wirklich klappt - er scheint einen ausgebuchten terminkalender zu haben.
am mittwoch gehen wir also auf eine dreitägige tour in den colca canyon. hoffentlich sehen wir da einige kondore! dann müssen wir um 3uhr morgens aufstehen! was man nicht alles tut um ein paar vögel zu sehen...

ps. wir wissen nun übrigens warum hier die häuser nicht fertiggebaut werden: wenn ein haus nicht fertig ist, muss man keine steuern zahlen. clever, nicht? abgesehen davon, dass es recht hässlich ist und ich es nicht so toll fände in einem unfertigen haus zu wohnen.

Freitag, 18. März 2011

la paz und die strasse des todes

la paz ist eine sehr lebendige stadt. geschäftig strömen menschen und autos durch die strassen, überall hat es marktstände, die alles erdenkliche verkaufen. eine warnung an alle, die hierher kommen: die souvenirshops sind verhängnisvoll - man verlässt sie mit leeren portemonnaies und tausend plastiksäcken voller pullover, jacken, schals, taschen, panflöten, kappen, handschuhen, socken, ponchos und vielem mehr. das schlimme ist wirklich, dass die sachen sehr schön und dazu noch spottbillig sind. und noch schlimmer ist, dass alles so viel platz im koffer weg nimmt. der inhalt meines koffers besteht nun ohne zu übertreiben zu etwa 60% aus souvenirs. aber natürlich sind alles funktonale sachen.



abgesehen davon hat mir la paz auch sonst sehr gut gefallen. man fühlt sich recht sicher, auch wenn man wie überall etwas auf seine sachen aufpassen muss. aber mit etwas vorsicht kommt man gut durch. wie stephie schon geschrieben hat, ist die lage der stadt recht spektakulär. das zentrum liegt im talkessel, mit schönen kolonialbauten, kirchen und moderneren hochhäusern. die umliegenden hügel sind mit wohnhäusern überbaut. das interessante an diesen häusern ist, dass sie alle aus backsteinen gebaut sind, völlig unverputzt und wohl auch schlecht isoliert. die meisten haben fenster, aber nicht alle ein dach, doch sie sind alle bewohnt. das rot-braun dieser häuser, die sich an die hänge stapeln, hat seinen ganz eigenen charme.

an unserem letzten tag in bolivien habe ich mich an ein besonderes abenteuer gewagt: ich bin die "carretera de la muerte" mit dem mountain-bike hinunter gefahren. stephie wollte nicht mitkommen, also bin ich allein gegangen - zusammen mit ganz vielen australiern, engländern, amis, iren, einem neuseeländischen guide und zwei deutschen. die "gefährlichste strasse der welt" beginnt auf einem pass oberhalb von la paz auf 4700müM. von dort aus fährt man zuerst auf einem stück asphaltierter strasse, dann auf einer relativ schmalen schotterpiste 3600m hinunter in die yungas, einem subtropischen gebiet im osten boliviens. während der ganzen zeit geht es auf einer seite der strasse mehrere huntert meter senkrecht hinunter. in der regenzeit gibt es ausserdem recht viele felsstürze, die die strasse verschütten. die strasse gibt es seit etwa hundert jahren und war lange die einzige verbindung von den yungas nach la paz. etliche fahrzeuge sind dort schon abgestürzt und haben hunderte menschen in den tod gerissen. seit einigen jahren gibt es nun eine neue, breite, asphaltierte strasse, so dass die carretera nur noch von wenigen autos benutzt wird. seit 10 jahren werden mountain-bike touren auf der "death road" angeboten. in dieser zeitspanne sind 18 touristen umgekommen. die meisten, weil sie zu schnell gefahren sind und die kontrolle über ihr bike verloren haben, andere weil sie beim anhalten am abhang das gleichgewicht verloren haben, und wieder andere, die an irgendwelchen herzproblemen wegen der höhe gestorben sind.
es ist also nicht ganz ohne risiko dort hinunter zu fahren. deshalb ist es wichtig einen guten anbieter auszusuchen. ich bin mit "gravity" gefahren, das waren die ersten, die überhaupt diese tour angeboten haben. die bikes waren super, voll gute federung und bremsen (sehr wichtig!), und die guides waren auch sehr gut. vor jedem strassenabschnitt wurde man über die risiken aufgeklärt und man erhielt ausführliche fahranweisungen. unsere gruppe hat das ganze also mit bravour überstanden, sogar die zu durchquerenden bäche haben alle trocken hinter sich gebracht.
es ist schon etwas gruslig, wenn man weiss, dass es einen meter neben dem bike abwärts geht, und manchmal kommt man auch gefährlich nah an den abgrund. es ist eben so, dass die abwärts fahrenden fahrzeuge auf der aussenseite der strasse fahren müssen. zum glück sind uns aber auf dem ganzen weg nur 3 autos begegnet. mit der zeit gewinnt man auch mehr selbstvertrauen und kriegt das bike immer mehr in den griff.
das spektakulärste an der fahrt ist aber die landschaft. man startet in einer alpenvegetation, mit steilen felswänden und bächen, die über die wiesen laufen. dann kommt man in den regenwald. die vegetation wird immer üppiger, es ist neblig und zeitweise regnet es. die kronen von palmen und bananenbäumen ragen zur strasse hoch, es hat viele wasserfälle, und ab und zu sieht man schöne bunte vögel und schmetterlinge.



plötzlich verschwindet der nebel und die sonne beginnt zu scheinen. die kleider trocknen, die vegetation wird wieder etwas gemässigter, es hat kleine dörfer mit hunden, hünern und vielen kindern. jetzt ist man in den yungas angelangt auf 1200m höhe. hier unten erhielten wir eine dusche und zu essen, und wenn man sich nicht gut einsprayte ganz viele moskito- und sandfly-stiche. wir waren da in so einem animal-refuge, wo ganz viele papageien, schildkröten, nasenbären und vor allem affen leben. diese affen sind ganz frech, klettern an einem hoch, greifen in alle taschen und nehmen in beschlag, was sie darin finden. sehr süss!



nach einer weile entspannen gings dann wieder zurück nach la paz, nun auf der neuen strasse, aber in einem sehr unbequemen bus, der sehr langsam fuhr... abends war ich dann schon recht kaputt, musste aber noch meine ganzen souvenirs in den koffer packen, was eine logistische herausforderung war.

seit gestern sind wir nun in peru - in puno am titicacasee. hier ist es sehr friedlich. die gegend um den see ist stark von landwirtschaft geprägt. hier wir alles mögliche angebaut: mais, kartoffeln, quinua, raps, usw. dazwischen tummeln sich schweine, kühe, schafe, alpacas, esel und hühner. puno ist eine nette kleine stadt - eine wohltat nach dem hektischen la paz. hier sind offenbar bald präsidentschaftswahlen, überall hat es wahllokale. gleich neben unserem hotel ist eines davon und tagaus tagein läuft immer das gleiche wahlkampflied. ein ohrwurm, den wir wohl nie wieder los werden...

so, das wärs mal wieder gewesen. hasta luego!

Samstag, 12. März 2011

naturwunder, ein höllentrip und coca

So, nun komme ich auch endlich wieder mal dazu etwas zu schreiben. und obwohl stephie bereits relativ ausführlich über uyuni berichtet hat, muss ich diesmal noch meinen senf dazu geben, da es wirklich ein sehr schönes erlebnis war.

der riesige salzsee (1200qkm) ist sehr beeindruckend. alles ist weiss, soweit das auge reicht, wodurch distanzen schwer einzuschätzen sind. und jetzt wo der see gewissermassen unter wasser steht spiegeln sich die wolken, so dass man kaum erkennt, was oben und was unten ist. einmalig!
das schönste auf unserer tour war für mich aber nicht der salar, sondern die laguna colorada, bzw. die unglaubliche farbenwelt dieses "wüsten-hochlandes". nachmittags färbt sich die laguna colorada blutrot, zuvor ist sie rosa, abends wird sie rostrot und wenn die sonne untergeht wird das wasser blau. dieses naturschauspiel verdanken wir dem zusammenwirken der sonne und des roten krills, der in der lagune lebt. dieser ist auch die nahrung für tausende flamingos, die sich in der lagune tümmeln.
am abend des zweiten tages sind wir von unserer unterkunft zu einem mirador gelaufen. die strecke war vielleicht 500m, doch es windete extrem, und mit unseren atemproblemen (wir waren dort auf ca. 4500m Höhe) brauchten wir etwa eine stunde für hin- und rückweg. doch die mühen haben sich gelohnt. ich glaube diese lagune ist etwas vom schönsten, das ich je gesehen habe.
doch auch der rest der tour bestand aus einem nie gesehenen farbenspiel: pastellgrüne und weisse lagunen, das grün-gelb der vegetation, schneebedeckte berge, deren färbung von blau über grün, rot, gelb bis braun gehen - grandios!
die drei tage im holprigen auto haben sich wirklich gelohnt, auch wenn der rücken jetzt noch schmerzt...

hier zwei fotos von der laguna colorada und vom salar :



seit mittwoch sind wir nun in potosi, der höchst gelegenen stadt der welt, auf gut 4000müM. mittlerweilen haben wir uns recht gut aklimatisiert, anfangs hatte ich ab und zu etwas mühe mit atmen. man fühlt sich schon nicht besonders gut, wenn man nach jedem treppensteigen keucht wie ein "postross". aber nach dem, was wir heute erlebt haben, kann uns die höhe nichts mehr anhaben.
heute waren wir nämlich im cerro rico in einer silbermine. auch wenn alle sagen, dass es in diesen minen echt hart ist, staubig und eng, dunkel und stickig - man kann sich nicht wirklich vorstellen wie es da drin tatsächlich ist. diese minen bestehen aus 6 "etagen", man steigt in die erste ein, dann gibt es darüber zwei und darunter noch drei. normalerweise gehen sie mit den touristen bis in die untereste, wir gingen aber nur in die zweitunterste - da während der carnevalzeit nicht viele mineure arbeiten, war die unterste etage geschlossen. das hat mir allerdings nichts ausgemacht, mir hat der rest gut gereicht. wir hatten recht gute staubmasken, die allerdings viel zu einengend waren, wenn man heftig atmen musste. viele mineure arbeiten ganz ohne maske oder nur mit einem tuch vor mund und nase. deshalb erkranken die meisten an einer krankheit namens silikosis, bei der die lungen mit staub gefüllt werden. irgendwann beginnt man blut zu husten und stirbt daran. mineure die über 30/40 jahre in der mine arbeiten erkranken zu 100% daran. die meisten haben eine lebenserwartung von unter 50 jahren. trotzdem arbeiten tausende arbeiter in den minen, da sie dort etwa das doppelte verdienen als anderen berufen. es gibt auch sehr viele kinder, die in den minen arbeiten, da sie ihre familien ernähren müssen. einer unserer führer war seit seinem zwölften lebenjahr in der mine. jetzt ist er 25 und hat das glück einen job als guide gefunden zu haben.

im cerro rico wird seit der spanischen kolonialzeit silber abgebaut. damals haben die spanier die indigenen gezwungen in den minen zu arbeiten; aus dem silber wurden münzen für spanien hergestellt. obwohl die bedingungen heute immer noch schlimm sind - damals waren sie echt grausam. die indios durften die mine 6 monate lang nicht verlassen und arbeiteten 20h täglich. es heisst, dass über 8 millionen menschen damals vom berg "gefressen" wurden. mit dem silber, das abgebaut wurde, könnte man eine brücke von bolivien nach spanien bauen - genauso wie mit den leichen der mineure.
heute sterben noch etwa 25 menschen im jahr in den minen, meist durch einstürze oder fehlzündungen. die mineure glauben an den gott "tio", den teufel, der die minen beherrscht. in jeder mine hat es eine statue von ihm. man opfert ihm kokablätter, alkohol oder zigaretten. manche mineure arbeiten bis zu 24h am stück. währenddessen kauen sie haufenweise coca (das ausdauernd macht und hunger und müdigkeit vertreibt) und sie trinken einen 96prozentigen schnaps, gemischt mit wasser oder fruchtsaft. wie die so betrunken arbeiten können, ist mir wirklich ein rätsel - mir wurde schon nach 3 kleinen schlücken etwas schummrig. durchhalten können diese leute die ganzen strapazen nur mit einem unglaublichen galgenhumor. sie wissen, dass sie früh sterben werden und eigentlich nur arbeiten, dass ihre familien irgendwann von der rente profitieren werden. trotzdem sind sie stolz mineure zu sein.

wir sind also in diesen berg hinein, mit schutzkleidung, stiefeln, helm und lampe. die stollen sind meist sehr niedrig, ich habe mir unzählige male den kopf angestossen und war sehr froh um den helm. manchmal musste man sogar kriechen bzw. robben. das ist wirklich nichts für leute über 1.70m! ausserdem ist es sehr heiss, je tiefer man kommt. es ist extrem staubig, ausserdem hat es an gewissen stellen giftige gase. wir mussten beinahe senkrecht ein loch hinunter klettern. abwärts ging's aber noch - wirklich schlimm wurde es erst beim aufstieg. mit dem atmen gings aber mit der zeit immer besser; ich glaube das coca-kauen hat wirklich etwas gebracht. wir haben es schliesslich heil überstanden und es war wirklich ein sehr eindrückliches erlebnis. und wenn man wieder draussen ist, weiss man das leben an der erdoberfläche irgendwie mehr zu schätzen. beim gedanken, dass tausende menschen täglich über jahre hinweg in diese löcher steigen, wird es einem beinahe übel.

übrigens, noch zum coca (wenn ich das schon mal ausprobiert habe, muss ich auch mal was darüber schreiben - gehört schliesslich ebenfalls zum erlebnisbericht): man kauft also eine ganze tüte davon auf dem markt und schiebt ein blättchen nach dem anderen in den mund. man sollte aber nicht darauf kauen wie auf kaugummi, dann zerbröselt alles im mund. vielmehr muss man einen brei zurechtkauen, denn man dann als ballen in die backe schiebt und den saft raussaugt. den ballen behält man bis zu zwei stunden im mund und nimmt immer wieder neue blätter dazu. anfangs kriegt man davon einen tauben mund, wie etwa nach einer spritze beim zahnarzt. aber mit der zeit merkt man kaum mehr etwas davon. schmecken tut's aber nicht gut, es ist hauptsächlich bitter. ausserdem greift es schleimhäute und zähne an, weshalb die mineure alle verfaulte zähne haben.

so, das war mal wieder ein sehr langer eintrag. herzlichen glückwunsch an alle, die bis hier durchgehalten haben! hier ist es staubig und 40 grad heiss. viel spass beim aufstieg!

Mittwoch, 2. März 2011

naturschauspiele, llamas, und jetzt: warten

wie stephie bereits sehr ausführlich beschrieben hat: san pedro de atacama ist sehr toll! das städtchen ist so ganz anders als alles, was wir bisher gesehen haben. interessanterweise sind die häuser nur von aussen alle gleich (einstöckig, aus braunem lehm), innen sehen sie aber wie ganz normale, teilweise sehr schöne häuser aus (meist mit innenhof, wo es am schatten schön kühl ist). die sonne brennt hier ziemlich stark runter - aber keine angst: wir haben eine tolle sonnencreme und keinen sonnenbrand. am schatten ist es aber dank der höhe recht kühl. und in dieser wüstenlandschaft ist es nachts auch sehr kalt. allerdings wurden wir belehrt, dass san pedro nicht in der wüste sondern im "salt flat" liegt, es hat aber eine "wüstenvegetation".
die geysire auf 4300m waren wirklich sehr schön. zwar nicht so spektakulär wie in island, aber dafür noch etwas eindrücklicher - nur schon wegen der umliegenden berg- bzw. vulkanlandschaft. und mit der höhe hatten wir tatsächlich keine probleme. ob das wohl an den koka-zältli, die wir dabei hatten, lag?
auch die übrige landschaft ist toll - skurrile felsformationen und tolle sanddünen. über den salar sieht man kilometer weit, und obwohl er keine salzkruste auf der oberfläche hat, ist er für uns etwas völlig unbekanntes. die oberfläche sieht nämlich ein wenig aus wie poröses vulkangestein, da sie aus einer mischung aus salz und lehm besteht. es hat mich irgendwie an die lavafelder von lanzarote erinnert, nur dass das hier nicht schwarz sondern weiss ist.
neben der atemberaubenden landschaft hat mich besonders die tierwelt fasziniert. wunderschöne flamingos, die sich in den lagunen des salzsees tümmeln, blau-grüne eidechsen, zierliche vicunas und haarige lamas, und so tolle chinchilla-ähnliche häschen, deren name ich leider vergessen habe, mit einem langen schwanz, die hüpfen wie känguruhs.

gestern sind wir weiter nach calama gefahren, eine stadt, die sich  nun tatsächlich in der atacama-wüste befindet. wir wollten hier nur kurz übernachten und heute weiter nach uyuni (bolivien), doch mussten wir feststellen, dass die busse hier extrem ausgebucht sind. wir konnten nur eine fahrt für freitag finden. deshalb stecken wir hier nun zwei tage fest. aber immerhin haben wir hier schnelles internet und sogar einen fernseher im zimmer.
heute nachmittag gehen wir nun noch eine kupfermine besichtigen. das ist besonders toll, weil die besichtigung gratis ist!

am freitag gehts dann also nach uyuni. wir hoffen dort eine tour durch den grossen salzsee machen zu können. allerdings ist das noch etwas unsicher aufgrund der starken regenfälle, die es momentan in bolivien hat. in der nähe von la paz soll es ja ganze strassen weggeschwemmt haben. wir hoffen, dass der regen unsere reisepläne nicht allzu stark durchkreuzt...

übrigens noch zwei fun-facts: hier dreht sich das wasser im abfluss im gegenuhrzeigersinn. wie ist das bei euch?
und: das lama heisst hier llama (die argentinier sagen also "schama"). llama heisst aber gleichzeitig "er/sie heisst" (wobei das verb llamar auch für "rufen" oder "anrufen" gebraucht wird), was alle leute zu irgendwelchen wortspielen verleitet.